LOW-CODE: EINE LÖSUNG FÜR ALLE(S)?
27. November 2024
Low-Code und No-Code-Plattformen werden immer beliebter. Wir gehen der Frage nach, für welche Art von Software-Projekten Low-Code eine echte Alternative ist und wann eine individuelle Entwicklung mehr Sinn macht.
INDIVIDUELLE ENTWICKLUNG VS. LOW-CODE/NO-CODE: DIE BESTE WAHL FÜR IHR PROJEKT
Heute stehen Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Lösungen oft vor einer zentralen Frage: Sollten sie auf Low-Code- oder No-Code-Plattformen (LC/NC) setzen oder auf individuelle Softwareentwicklung durch erfahrene Agenturen zurückgreifen? Beide Ansätze haben ihre Vorzüge, aber die Wahl hängt maßgeblich von den Anforderungen und Zielen des Projekts ab.
In diesem Artikel beleuchten wir die Unterschiede, Vor- und Nachteile und erklären, warum Unternehmen langfristig häufig die individuellere Lösung bevorzugen.
Was sind Low-Code/No-Code-Plattformen?
Low-Code- und No-Code-Plattformen sind Entwicklungsumgebungen, die es ermöglichen, Softwareanwendungen mithilfe von grafischen Benutzeroberflächen oder Drag-and-Drop-Funktionen zu erstellen – mit wenig bis gar keiner Programmierung. Große Anbieter wie OutSystems, Mendix, Bubble oder AppGyver haben diese Technologie populär gemacht.
Low-Code:
Für Entwickler mit Grundkenntnissen, die einfache Anpassungen über Skripte und visuelle Tools vornehmen möchten.
No-Code:
Für Nutzer ohne Programmierkenntnisse, die Software mithilfe vorgefertigter Module und Vorlagen erstellen.
Diese Plattformen werden oft genutzt, um schnell Prototypen oder kleinere Anwendungen zu erstellen, sind jedoch nicht für alle Szenarien geeignet.
Vorteile von Low-Code/No-Code
Schnelligkeit:
Mit Low-Code/No-Code-Plattformen können Anwendungen in wenigen Tagen oder Wochen erstellt werden, da keine umfangreiche Programmierung erforderlich ist. Eine Landingpage für eine Produktkampagne oder eine interne App zur Aufgabenverwaltung lassen sich direkt durch ein Team erstellen, ohne auf externe Entwickler angewiesen zu sein. Die intuitive Bedienung ermöglicht es, auch kurzfristige Anforderungen schnell umzusetzen.
Kosteneffizienz:
Diese Plattformen sind besonders für kleine Projekte ohne komplexe Integrationen geeignet. Zum Beispiel kann eine mobile App oder ein einfaches Dashboard mit Standardmodulen und vordefinierten Vorlagen erstellt werden, wodurch Entwicklungszeit und Kosten deutlich reduziert werden. So können Unternehmen mit begrenztem Budget dennoch digitale Lösungen umsetzen.
Einfachheit:
Fachabteilungen können Anwendungen selbst erstellen, ohne tiefgehende IT-Kenntnisse zu benötigen. Eine Abteilung könnte beispielsweise eine App für das interne Projektmanagement entwickeln, um spezifische Anforderungen abzudecken, ohne auf die Ressourcen der IT-Abteilung zurückzugreifen. Dies erlaubt es, individuelle Bedürfnisse unmittelbar und ohne Verzögerungen zu realisieren.
Standard-Integrationen:
Viele dieser Plattformen bieten vorgefertigte Verbindungen zu weit verbreiteten Tools wie Kalender-, CRM- oder Datenverarbeitungsanwendungen. So können beispielsweise Kontaktdaten aus einer Tabellenkalkulation automatisch mit einer zentralen Kundendatenbank synchronisiert werden, ohne dass hierfür zusätzliche Schnittstellen programmiert werden müssen. Dies spart Zeit und Aufwand, insbesondere bei der Automatisierung von Standardprozessen.
Nachteile von Low-Code/No-Code
Begrenzte Flexibilität:
Komplexe oder einzigartige Anforderungen sind oft schwer umzusetzen, da die Plattformen auf vorgefertigten Funktionen und Modulen basieren. Wenn beispielsweise eine Software spezifische Berechnungen oder Workflows erfordert, kann dies durch die Limitierungen der Plattform zu Kompromissen führen, die nicht immer den gewünschten Anforderungen entsprechen.
Skalierbarkeit:
Low-Code/No-Code-Plattformen stoßen bei wachsender Nutzerzahl oder großen Datenmengen oft an ihre technischen Grenzen. Eine Anwendung, die zunächst für wenige Benutzer und einfache Prozesse ausreicht, kann bei zunehmendem Umfang in ihrer Performance eingeschränkt sein. Das erschwert nicht nur die Nutzung, sondern kann auch zu höheren Kosten führen, wenn zusätzliche Ressourcen oder Erweiterungen erforderlich sind.
Vendor-Lock-In:
Da Unternehmen an die Plattform gebunden sind und den Quellcode oft nicht frei exportieren können, wird ein Wechsel auf eine andere Technologie erschwert. Wenn die Plattform nicht mehr unterstützt wird oder neue Anforderungen entstehen, die von der bestehenden Lösung nicht abgedeckt werden, müssen Teile der Anwendung neu entwickelt werden, was zusätzliche Kosten und Zeitaufwand bedeutet.
Sicherheits- und Datenschutzrisiken:
Da viele Plattformen ihre Daten in der Cloud speichern, entstehen potenzielle Risiken für sensible Informationen. Insbesondere bei Anwendungen, die mit personenbezogenen oder vertraulichen Daten arbeiten, kann dies problematisch sein, da Standardlösungen oft nicht den spezifischen Anforderungen an Datenschutz und Sicherheit entsprechen. Auch die zentrale Speicherung kann zu Sicherheitslücken führen, die bei individuell entwickelten Lösungen besser adressiert werden könnten.
WARUM INDIVIDUELLE SOFTWAREENTWICKLUNG OFT DIE BESSERE WAHL IST
Während LC/NC-Plattformen für kleine Projekte oder kurzfristige Lösungen geeignet sein können, entfaltet individuelle Softwareentwicklung ihr volles Potenzial bei komplexen, langfristigen und wachstumsorientierten Vorhaben.
Vorteile maßgeschneiderter Softwarelösungen
Vollständige Anpassbarkeit:
Ein entscheidender Vorteil individueller Softwareentwicklung ist die Fähigkeit, jede Funktion exakt auf die Bedürfnisse des Unternehmens zuzuschneiden. Anstatt auf vorgefertigte Module zurückzugreifen, die möglicherweise nicht alle Anforderungen abdecken, wird maßgeschneiderte Software so entwickelt, dass sie spezifische Prozesse optimal unterstützt. Ein Unternehmen, das beispielsweise eine branchenspezifische Logik für die Berechnung von Preisen oder Rabatten benötigt, kann diese direkt in die Software integrieren lassen. Laut einer Studie von Forrester Research berichten 72 % der Unternehmen, die individuelle Software einsetzen, von einer deutlichen Effizienzsteigerung, da ihre Prozesse optimal digital abgebildet werden können.
Langfristige Skalierbarkeit:
Maßgeschneiderte Softwarelösungen sind von Anfang an darauf ausgelegt, mit Ihrem Unternehmen zu wachsen. Wenn die Nutzerzahl oder das Datenvolumen zunimmt, kann die Software problemlos erweitert oder optimiert werden. Ein Beispiel wäre ein Start-up, das mit einer kleinen Nutzerbasis beginnt und über die Jahre kontinuierlich neue Funktionen für eine wachsende Kundschaft ergänzt. Im Gegensatz zu standardisierten Plattformen, die bei solchen Anforderungen oft neu strukturiert oder ersetzt werden müssen, bleibt individuelle Software langfristig flexibel. Eine Umfrage von McKinsey & Company zeigt, dass Unternehmen mit skalierbaren Softwarelösungen ihre Betriebskosten über fünf Jahre um bis zu 30 % senken können, da keine Systemwechsel oder kostspieligen Erweiterungen notwendig werden.
Datenhoheit:
Mit individueller Softwareentwicklung behalten Unternehmen die vollständige Kontrolle über ihren Quellcode und ihre Daten. Dies ist besonders wichtig in Bereichen, in denen sensible Informationen verarbeitet werden, beispielsweise Finanz- oder Gesundheitsdaten. Unternehmen, die standardisierte Plattformen nutzen, riskieren, dass Daten in die Infrastruktur Dritter integriert werden, was datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich bringen kann. Maßgeschneiderte Lösungen ermöglichen hingegen die Speicherung und Verwaltung der Daten innerhalb der eigenen Systeme, wodurch Compliance-Vorgaben wie die DSGVO einfacher erfüllt werden können.
Integrationsfähigkeit:
Individuell entwickelte Software lässt sich nahtlos in bestehende Systeme integrieren, auch wenn es sich um ältere oder besonders komplexe Legacy-Systeme handelt. Ein Unternehmen, das beispielsweise eine neue Anwendung entwickelt, kann diese so gestalten lassen, dass sie Daten direkt mit einem bestehenden ERP-System oder einer speziellen Datenbank austauscht. Diese Möglichkeit ist bei Low-Code/No-Code-Plattformen oft eingeschränkt, da sie meist auf Standard-Schnittstellen setzen. Eine Studie von Gartner zeigt, dass Unternehmen, die stark auf Integrationen mit ihren bestehenden Systemen angewiesen sind, durch individuelle Software ihre Effizienz in der Systemkommunikation um bis zu 50 % steigern können.
Technologische Unabhängigkeit:
Individuelle Softwareentwicklung ermöglicht es Unternehmen, unabhängig von einer spezifischen Plattform oder Technologie zu bleiben. Während Standardlösungen oft an bestimmte Anbieter gebunden sind, können maßgeschneiderte Anwendungen auf Technologien aufbauen, die vollständig im Besitz des Unternehmens liegen. Sollte es notwendig sein, die Software auf eine andere Technologie zu migrieren oder neue Funktionen zu ergänzen, ist dies flexibel umsetzbar. Dies reduziert langfristig das Risiko von Vendor-Lock-In und sorgt dafür, dass Unternehmen stets die Kontrolle über ihre technischen Entscheidungen behalten.
FAZIT: DIE RICHTIGE WAHL HÄNGT VON IHREN ANFORDERUNGEN AB
Low-Code/No-Code-Plattformen haben ihre Daseinsberechtigung – vor allem für kleinere Projekte ohne komplexere Business-Logiken oder einem hohen Integrationsbedarf.
Maßgeschneiderte Software bietet nicht nur die Flexibilität, aktuelle Anforderungen präzise abzubilden, sondern schafft auch eine solide Grundlage für zukünftiges Wachstum und technologische Innovationen. Mit ihrer vollständigen Anpassbarkeit, Datenhoheit und Unabhängigkeit sind sie besonders für Unternehmen geeignet, die Wert auf langfristige Effizienz und Kontrolle legen. Zahlreiche Studien unterstreichen die Nachhaltigkeit dieser Investitionen, die sich nicht nur finanziell, sondern auch in der Optimierung von Geschäftsprozessen auszahlen.
So können wir Lösungen entwickeln, die nicht nur heute, sondern auch in Zukunft zu Ihrem Unternehmen passen.
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René Krause
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